Artec Space Spider unterstützt Car SOS bei der Restaurierung einer der meistverkauften Autoklassiker Großbritanniens
Herausforderung: Ein seltenes Bauteil eines Oldtimers, das nicht mehr hergestellt wird, sollte in so kurzer Zeit nachgebaut werden, dass es wie ein Originalteil in den Innenraum des Fahrzeugs passt.
Lösung: Artec Space Spider, Artec Studio, Autodesk Fusion 360, GrabCAD Print, Stratasys Fortus 400mc 3D-Drucker
Ergebnis: In weniger als einer Stunde wurde ein maßstabsgetreuer und präziser 3D-Scan der Mittelkonsole erstellt und für den 3D-Druck vorbereitet, sodass das Auto bald wieder in seinem alten Glanz erstrahlen kann.
Von links nach rechts: Die TV-Moderatoren von Car SOS und der glückliche Besitzer des restaurierten Ford Cortina Mark III nach der großen Enthüllung (Foto: https://www.leicestermercury.co.uk/)
Als der 54-jährige Sikh-Historiker und Schriftsteller Bobby Singh im Jahr 1999 seinen Ford Cortina Mark III XL kaufte, dachte er nicht daran, wie lange es dauern könnte, bis er seinen britischen Oldtimer aus den 1970er Jahren wieder fahren würde.
Eine Reihe ungünstiger Ereignisse führte zu einer länger anhaltenden Unterbrechung: Auf einen Schlaganfall mit Mitte 30 im Jahr 2002 folgte 2008 der Zusammenbruch seines Familienunternehmens. Nacheinander wurden bei Singh erst eine Herzerkrankung und schließlich im Jahr 2018 ein gutartiger Tumor diagnostiziert.
Mehr als 20 Jahre lang stand also sein Auto, Mark III, in der Garage seiner Familie in Syston, einer Stadt in den East Midlands in England. Das einst tadellose Auto hatte im Laufe der Zeit sichtbar gelitten und war von Korrosion, Fäulnis und Staub befallen.
SOS-Ruf für ein Auto
Eines Tages beschlossen seine Frau und ihr gemeinsamer Sohn, Bobby Singhs einstigen Autotraum wieder aufleben zu lassen. Wie geht man im Vereinigten Königreich vor, wenn man den Oldtimer eines Freundes oder Familienmitglieds vor dem rostigen Ruhestand retten möchte? Man wendet sich an Car SOS, eine britische Fernsehsendung über die Restaurierung von Oldtimern. Car SOS wird auf dem Fernsehsender National Geographic ausgestrahlt und dokumentiert heimlich durchgeführte Oldtimer-Restaurierungen für bedürftige oder vom Pech verfolgte Besitzer. Präsentiert wird die Sendung von zwei Moderatoren, dem Autoliebhaber Tim Shaw und dem Kfz-Meister Fuzz Townshend, die zusammen mit ihrem Team von Kfz-Technikern alte Fahrzeuge wieder zu neuem Leben erwecken.
Angesichts der rührenden Geschichte, die Bobby Singhs Familie erzählte, sagten die beiden Moderatoren sofort zu, um zu helfen. Schon bald verabredeten sie sich mit Bobby Singhs Frau und seinem Sohn, um den Oldtimer für eine umfassende Restaurierung abzuholen – in der Hoffnung, dass das Projekt Singh einen dringend benötigten Schub neuer Energie und Aufschwung geben würde.
Die Moderatoren von Car SOS treffen erstmals auf Bobby Singhs Familie und dessen Auto (Foto: National Geographic)
Obwohl der Wagen auf den ersten Blick in einem passablen Zustand zu sein schien, führte das Team der bekannten Car SOS-Werkstatt in Birmingham eine gründliche Untersuchung mit anschließender Demontage durch. Dabei stellte sich heraus, dass bei dem Ford Cortina eine Grundüberholung von Nöten war.
So war zum Beispiel fast der gesamte Unterboden verrostet und mit Fäulnis bedeckt, der 1600-ccm-Kent-Crossflow-Motor war völlig verschlissen und benötigte einen neuen Satz Dichtungen sowie eine gründliche Wartung, und auch die Hinterachsen waren von dem langjährigen Verschleiß betroffen.
Außerdem fehlten einige Teile, darunter die Mittelkonsole. Tim Shaw, der in der Sendung für die Beschaffung von Ersatzteilen verantwortlich ist, wurde auf eine Mission geschickt, um die fehlenden Fragmente zu finden. Die Beschaffung von Autoteilen und Komponenten für Oldtimer ist jedoch nicht nur für diese Techniker seit jeher eine Herausforderung. Tatsächlich hatte der Moderator dieses Mal kein Glück bei der Suche nach dem fehlenden Teil. Es gelang ihm jedoch, für ein paar Tage eine Konsole zu leihen, die er als Referenzmodell für den Entwurf einer neuen Konsole verwenden konnte. Doch angesichts des engen Zeitplans der Sendung bedurfte es einer schnelleren Lösung. Diese fand sich schließlich in der Technologie des 3D-Scannens und 3D-Drucks.
3D-Scannen bei Central Scanning, Ltd.
Um eine präzise 3D-Reproduktion der Konsole eines Cortinas zu erstellen, wandte sich Tim Shaw an Central Scanning, einen Artec-Markenbotschafter in Großbritannien. Das in Birmingham ansässige Unternehmen Central Scanning ist seit 2006 einer der wichtigsten Anbieter von 3D-Scanprodukten und -dienstleistungen im Vereinigten Königreich und deckt ein breites Spektrum an Branchen ab: von der Luft- und Raumfahrt über den Maschinenbau bis hin zu medizinischen und künstlerischen Anwendungen. Als Experten für 3D-Scanning haben die Ingenieure von Central Scanning bereits unzählige Projekte mit Hilfe von Artec 3D-Scannern erfolgreich durchgeführt.
„Viele von uns bei Central Scanning sind große Autofans, ich selbst besitze auch Oldtimer“, sagt Nick Godfrey, Geschäftsführer von Central Scanning. Für ihn und seine Mitarbeiter war Car SOS schon länger interessant, besonders weil die Mitglieder des Car SOS-Teams alle in Birmingham ansässig sind.
„Ich hatte schon immer die Idee, dass Central Scanning und unsere Lösungen eines Tages im Fernsehen gezeigt werden würden. Als die Gespräche begannen, waren wir alle sehr daran interessiert, dieses Projekt bestmöglich zu unterstützen.“
Tim Shaw von Car SOS und das Team von Central Scanning (Foto: Central Scanning)
Da das Team bereits in der Vergangenheit viel Erfahrung im Bereich des 3D-Scannens gesammelt hatte – von ganzen Autos bis hin zu Fahrgestellen, Motorteilen, Innenraumteilen und Aufhängungskomponenten von Oldtimern – haben sie sich gerne der neuen Herausforderung gestellt. Tom White, seinerzeit Application Engineer von Central Scanning, traf Tim Shaw in der Werkstatt, kurz nachdem der Ford unbemerkt auf das Gelände von Car SOS gebracht worden war. Nachdem White die Konsole untersucht hatte, kam er zu dem Schluss, dass Artec Space Spider der am besten geeignete 3D-Scanner für diese Aufgabe ist.
Artec Space Spider wurde ursprünglich für den Einsatz auf der Internationalen Raumstation entwickelt. Der Scanner ist für seine Fähigkeit bekannt, komplexe Formen und feine Details mit einer messtechnischen Genauigkeit von bis zu 0,05 mm und einer ultrahohen Auflösung von bis zu 0,1 mm zu erfassen. Aus diesem Grund verwenden viele Ingenieure und vor allem Automechaniker den Scanner für Reverse Engineering und die Qualitätsprüfung von Autoteilen.
Video: National Geographic
Diese Konsole ist zwar nicht besonders groß, weist aber eine schwer zu scannende schwarze Hochglanzoberfläche auf. Um ein gutes Resultat zu gewährleisten, wurde das Objekt vor dem Scannen mit Mattierungsspray beschichtet. In diesem Fall wurde AESUB Blue Mattierungsspray verwendet, das nach dem Scannen wieder von der Oberfläche verschwindet.
Ziel war es, ein genaues, naturgetreues Modell für den 3D-Druck zu erstellen. Innerhalb einer Stunde war das Teil für das Scannen vorbereitet: Alle Daten waren erfasst und wurden zunächst zu einem Polygonnetz und später in Artec Studio zu einem CAD-Modell verarbeitet. Außerdem wurden einige zusätzliche Modellierungen in Autodesk Fusion 360 vorgenommen wurden. Nach der Vorbereitung in GrabCAD Print wurde die endgültige STL-Datei für den 3D-Druck versandt. Dies dauerte weitere acht Stunden, um Schicht für Schicht eine exakte Kopie der passenden Konsole zu erstellen.
Nick Godfrey erklärt, warum das 3D-Scannen als Methode für das Reverse Engineering der fehlenden Konsole gewählt wurde: „Das Scannen war eine schnelle Lösung, um genaue Daten zu erhalten, ohne das Originalteil zu beeinträchtigen, zumal Tim Shaw das Teil ja aus einem anderen Auto geliehen hatte.“
Eine Alternative wäre es gewesen, einen Abdruck des Originals zu erstellen und ein Glasfaserteil anzufertigen – doch diese Option hätte länger gedauert und wäre viel teurer gewesen.
Die Anfertigung einer exakten Nachbildung war notwendig, um das Auto fahrbereit zu machen. (Foto: National Geographic)
So wurde das fehlende Teil auf den Millimeter genau nachgebaut, sodass sich Tim Shaw schon bald mit einer frisch in 3D gedruckten Konsole auf den Weg zurück in die Werkstatt begeben konnte.
Die Restaurierung konnte beginnen!
Allerdings war es noch zu früh, um das neue Teil in den Innenraum des Ford Cortina einzubauen, denn das Team stand erst am Anfang dessen, was sich als eine umfassende Umgestaltung herausstellen sollte. Denn während Shaws Suche nach dem seltenen Teil entdeckte der KFZ-Meister Fuzz Townshend eine ganze Reihe mechanischer Probleme, die den Querstrommotor und dessen Innenleben betrafen.
Der Motor war völlig verschlissen und musste komplett überholt werden. Auch die Karosserie war in einem schlechten Zustand. Nach dem Sandstrahlen (ein Verfahren, bei dem Farbe oder Rost von der Karosserie und dem Rahmen entfernt werden), kamen weitere Probleme zum Vorschein: Die gesamte Karosserie des Oldtimers war mit Löchern und Flicken übersät.
Wiederherstellung der Oberfläche des Wagens durch Sandstrahlen (Foto: National Geographic)
Das Karosserieteam von Car SOS begann sofort mit den Schweiß- und Schleifarbeiten, um die Löcher zu beseitigen und die Oberfläche der Karosserie wieder so glatt zu machen, wie sie ursprünglich einmal war. Danach wurde die Karosserie in der Lackierkabine mit dem, für die siebziger Jahre typischen, mandarinenartigen Farbton umlackiert. Danach begannen die Arbeiten an der Mechanik: Unter anderem wurde ein neuer Dichtungssatz in die Hinterachse eingebaut, frisches Öl aufgefüllt, die Kupplungsreibscheiben ausgetauscht und vieles mehr.
Schließlich wurden alle neuen und restaurierten Innen- und Außenteile wieder in die frisch lackierte Karosserie eingebaut, einschließlich der zuvor 3D-gescannten und -gedruckten Mittelkonsole.
Als alle Teile zusammengefügt waren, war es für die Moderatoren von Car SOS an der Zeit, den Motor anzulassen und den vollständig restaurierten Ford Cortina Mark III seinem rechtmäßigen Eigentümer zu übergeben.
Die große Enthüllung
Für Bobby Singh war es ein Tag wie jeder anderer. Abgesehen von einem kurzen Interview über seinen neuesten historischen Roman mit einem lokalen indischen Fernsehsender hatte er keine anderweitigen Verpflichtungen. Vermeintlich.
Zusammen mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen besuchte er das Schloss Belvoir, einen historischen Ort im ländlichen Leicestershire – fast 1.000 Jahre lang die Heimat der Herzöge von Rutland und der perfekte Rahmen für eine derartige Enthüllung. Alles war vorbereitet. Vor der Kulisse des Schlosses gab der nichtsahnende Bobby Singh das Interview, bis er unsanft von einem Abschleppwagen unterbrochen wurde. Dieser hatte ein rostiges altes Auto geladen, das genauso aussah wie sein Cortina – und in dem sich zudem ein außergewöhnlich lauter Arbeiter befand, der genauso aussah wie Tim Shaw, der Fernsehmoderator.
Bobby Singh wunderte sich, doch tat den Gedanken schnell ab, denn sein Auto war ja in deutlich besserem Zustand.
Im Schatten der Attrappe erschien derweil ein weiteres Auto: Der vollständig restaurierte Cortina mit Fuzz Townshend am Steuer und Singhs engsten Freunden und Verwandten, die dem Fahrzeug folgten.
Singh war außer sich vor Freude zu erfahren, dass sein Auto gründlich restauriert worden war.
„Ich weiß, dass ihm der Cortina sehr am Herzen liegt, denn er hat uns immer so viele Geschichten darüber erzählt. Und wir wollten etwas für ihn tun, damit er glücklich ist“, sagt Bobby Singhs Frau.
Unter Applaus, Tränen und Umarmungen, konnte er seinen 50 Jahre alten Ford Cortina nach über 22 Jahren wieder in Empfang nehmen und damit fahren.
Bobby Singh und sein Ford Cortina Mark III, glücklich wiedervereint (Foto: https://www.leicestermercury.co.uk/)
“It was great that not only were we able to be featured on the show, but that we helped to bring Bobby’s car back to life with the scanning and 3D printing we did,” added Nick. “The car was a nice project, and one of the missing parts was the one that we were able to scan and reproduce to complete the interior.”
„Es war großartig, nicht nur Teil der Sendung gewesen zu sein, sondern auch dazu beitragen zu können, Bobby Singhs Auto durch Scannen und 3D-Druck wieder zum Leben zu erwecken“, merkt Nick Godfrey an. „Das Auto war ein erfolgreiches Projekt, denn es ist uns gelungen, das fehlende Teil zu scannen und zu reproduzieren, um den Innenraum zu vervollständigen.“
Die Folge über den Ford Cortina Mark III wurde erstmals am 13. Mai 2021 auf National Geographic ausgestrahlt. Weitere Informationen über die Sendung Car SOS finden Sie unter https://www.natgeotv.com/za/shows/natgeo/car-s-o-s#episodes-t9
Scanner hinter der Geschichte
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