Schweizer Holzskulpturen mit Artec Eva zum Leben erwecken
Das Ziel: Aus Ton geformte Statuen in 3D zu scannen und zu verarbeiten, dann die endgültigen 3D-Modelle an eine CAD-kompatible Fräsmaschine zu versenden, wo sie aus Holz gefräst werden.
Verwendete Werkzeuge: Artec Eva, Artec Studio
Die Datensätze von Kopf und Körper wurden mithilfe der Autopilot-Funktion der 3D-Software Artec Studio 11 zusammengesetzt und von einer Punktwolke in das Standardformat STL (Stereolithographie) umgewandelt. Anschließend wurden in einem 3D-Bearbeitungsprogramm Korrekturen und Modulationen an der Datei vorgenommen. Das daraus entstandene, fertige 3D-Modell wurde an eine CAD-kompatible CNC-Fräse übertragen, die damit innerhalb von drei Tagen völlig automatisiert eine Holzfigur herstellte. Die Fräse trägt mithilfe von Bohrköpfen Material ab – aus einem rechteckigen, großen Holzklotz entsteht etwas völlig Neues. Die Ergebnisse fielen allerdings noch zu grob und unpräzise aus, abhängig von der jeweiligen Holzsorte. Eine Nachbearbeitung per Hand war daher immer nötig, mal mehr, mal weniger. Nur durch Handarbeit konnten die Figuren zum Leben erweckt werden – besonders im Gesicht und speziell an den Augen.
Holz ist ein wunderbares Material: vielseitig verwendbar, biologisch abbaubar, nachwachsend, natürlich, warm und sinnlich. Etwas, das Menschen gerne anfassen und um sich haben. Mehr noch: Holz bindet das Klimagas CO2 und sorgt dafür, dass die Luft rein bleibt. Holz kommt im Hausbau zum Einsatz, bei Möbeln und anderen Gegenständen. Schweizer Holz bindet zum Beispiel 1,6 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr, gedeiht ohne Dünger, wächst bis zur Ernte 90 bis 200 Jahre heran, wird zu 37 Prozent für Häuser und Einrichtungen verwendet und gelangt über kurze Transportwege zur Verarbeitung. Mit dem Wald können sich Menschen identifizieren, weil er sie beruhigt und neue Kraft spendet.
Es gibt also gute Gründe, Werbung für Schweizer Holz zu machen. Deshalb rief die Initiative Schweizer Holz zusammen mit dem Bundesamt für Umwelt die Kampagne #WOODVETIA ins Leben. Ziel der Aktion: Holz soll stärker ins Bewusstsein der Schweizer rücken, die Nachfrage nach Schweizer Holz soll wieder steigen. Dazu konnte der Künstler Inigo Gheyselinck gewonnen werden, ein Spezialist für figurative Kunst. In Kooperation mit der Schweizer Wald- und Holzbranche und dem 3D-Scanner-Hersteller Artec 3D stellte der Künstler extrem realistisch wirkende Holzfiguren von großen Schweizer Persönlichkeiten her, um Geschichte lebendig zu machen sowie die Menschen von seiner Kunst und dem Material Holz zu überzeugen. Das Motto der Kampagne lautet also: Holz riechen, Holz ertasten und am eigenen Leib erleben – ohne klassische Werbemaßnahmen wie Plakate oder TV-Spots.
Je trockener das Holz, desto einfacher gestaltet sich die Modellierung, da nasses Holz noch arbeitet und sich verziehen kann. Für die verschiedenen Personen wurden bewusst unterschiedliche Holzsorten verwendet. Als sehr gut geeigneter Holztyp gilt zum Beispiel die Winterlinde, eine klassische Holzart, die leicht bearbeitet werden kann und deshalb von Schnitzern geschätzt wird. Ihre helle Farbe unterstützt zudem die Konturen und Schatten von Figuren. Als sehr hart und deshalb weniger gut geeignet für das Vorhaben von #WOODVETIA gilt hingegen Eiche. Hier tut sich die CNC-Fräse später schwer, alle Vorgaben umzusetzen. Dennoch wurde die Figur des Schweizer Politikers und Eisenbahnpioniers Alfred Escher (1819–1882), der den Gotthard-Tunnel erbaute, aus einer 150 Jahre alten Stieleiche gefertigt, da die Eisenbahn auf Eichenschwellen stand. Grundsätzlich gilt bei #WOODVETIA: Die Figuren werden aus einer Baumart hergestellt, die typisch für die Region ist, in der die jeweilige Persönlichkeit gelebt oder gewirkt hat. So entsteht ein schöner Überblick über die Holzarten der Schweiz.
Herstellung der Holzfigur von Alfred Escher durch die Fräse
Für die Körper der Schweizer Prominenten suchte Inigo Gheyselinck Models aus, die einen ähnlichen Körperbau aufwiesen wie die jeweils darzustellende Persönlichkeit. Die Köpfe modellierte der Künstler hingegen aus Ton nach. Für das Endprodukt waren also jeweils zwei Scan-Datensätze nötig – vom Körper und vom Kopf. Für die Erstellung beider Datensätze kam der 3D-Scanner Artec Eva zum Einsatz, der besonders bei den Details eine hohe Qualität erzielt, und das bei hoher Geschwindigkeit: Gerade einmal 15 Minuten dauerte der 3D-Scan eines Körpers. Dieser Arbeitsschritt wurde von Artecs Schweizer Partner 3D MODEL AG durchgeführt. Schon während des Scans konnte Inigo Gheyselinck daher beobachten, wie das 3D-Modell am PC entsteht. Gerade für die Digitalisierung von Körperteilen ist diese schnelle Vorschau von Vorteil, denn hier kommt es auf jedes Detail an.
Scan der Tonbüste von Giovanni Segantini
„Als klassisch-akademisch geschulter Künstler ist die Fertigung mit modernster 3D-Technologie ein spannungsgeladenes Projekt, das viele grundlegende Fragen aufgeworfen hat“, so Inigo Gheyselinck. „Es ist faszinierend zu erleben, wozu die heutige Technologie in der Lage ist.”
Den genauen Einsatz von Artec Eva zeigt auch dieses Video:
Die #WOODVETIA-Kampagne arbeitet mit dem 3D-Streifenlichtscanner Artec Eva und der 3D-Scansoftware Artec Studio.
„Ein altes Handwerk trifft auf Moderne: Die lebensechten und realistisch wirkenden Holzstatuen bedeutender Schweizer Persönlichkeiten zeigen, welche Arbeiten mit dem Material Holz mithilfe neuer Techniken möglich sind", so Christiane Fimpel, Mitglied der Geschäftsleitung 3D-MODEL AG. „Mit den Artec-Scannern konnten wir einen nützlichen Beitrag zu dem kreativen Prozess des #WOODVETIA-Projektes leisten."
Menschen, die den extrem detailreichen und realistisch wirkenden Holzfiguren begegnen, staunen Bauklötze. „Ich wusste gar nicht, dass so etwas mit Holz möglich ist!“, sagen viele. Kein Wunder, normalerweise werden aus Holz hauptsächlich kleine, meist kitschige Figuren von Tieren als Souvenirs angeboten. Die lebensgroßen Holzskulpturen von Schweizer Persönlichkeiten zeigen eine bisher nicht gekannte Qualität – sie demonstrieren eindrucksvoll, was mit Holz alles möglich ist, wenn 3D-Technologien zum Einsatz kommen.
Giovanni Segantini auf dem Jungfraujoch
Eisenbahnpionier Alfred Escher war es nie vergönnt, die Reise durch das Gotthard-Massiv anzutreten – er starb, bevor sein Tunnel eingeweiht wurde. Am 20. Februar 2017 wurde seine Holzfigur jedoch in einem Waggon der Schweizerischen Bundesbahn befestigt und von Zürich durch den Gotthard-Basistunnel nach Lugano gefahren. So kam Escher doch noch zu der Reise, die ihm zu Lebzeiten verwehrt geblieben war. Die sitzende Holzfigur wird zukünftig öfter auf Schweizer IC-Strecken zu sehen sein, um das Bewusstsein der Reisenden für das Material Holz und Alfred Escher zu schärfen. Auch der Schweizer Maler Giovanni Segantini (1858–1899) wurde als Holzfigur verewigt. Seine Statur steht seit dem 21. März, dem internationalen Tag des Waldes, auf einem der beliebtesten Schweizer Berge: auf dem Jungfraujoch. Die Schweizer Architektin Lux Guyer, die Schriftstellerin Johanna Spyri, der Ingenieur, Physiker und Abenteurer Auguste Piccard sowie die Wachsbildnerin Marie Tussaud, bekannt als Gründerin des Wachsfigurenkabinetts „Madame Tussauds“, bekamen ebenfalls spektakuläre Holzfiguren. Die Standplätze dieser Figuren ändern sich ständig und werden je nach Event verschoben – die #WOODVETIA-Kampagne ist immer noch voll im Gange. Das Feedback fällt bisher sehr positiv aus.
Die Standorte der Holzfiguren erfahren Sie auf woodvetia.ch/de.
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