Seltener Riesenhai stellt seinen Kopf Der Wissenschaft als Modell zur Verfügung
Man sieht es ihm ja nicht an, aber dieser Hai hat das Zeug zum Modell. Sicher, er fällt nicht in klassische Schönheitskategorien – seine Augen sind klein und seine Zähne alles andere als beindruckend. Aber er ist ein Riesenhai. Und Wissenschaftler sehen in der südlichen Hemisphäre wenige von diesen Haien.
Zwei Wochen nach seinem vorzeitigen Tod in einem Fischernetz an der Küste Portlands wurde der Kopf des männlichen Riesenhais abgetrennt und nach Melbourne gebracht, wo er lasergescannt wurde, sodass das Museum Victoria ein 3D-Modell zur öffentlichen Ausstellung anfertigen kann.
„Dies ist das erste Mal, dass wir im Museum 3D-gescannt haben, zumal in dieser Größenordnung“, so Martin Gomon, Seniorkurator der Abteilung Ichthyologie.
Durch seine Länge von 6,5 m war der Hai zu groß um ihn im Ganzen zu transportieren und zu lagern. Also trennten Wissenschaftler des Victoria Museums nicht nur den 600 kg schweren Kopf ab, sondern auch die 2,6 Tonnen schweren Rücken-, Brust- After- und Bauchflossen sowie Teile der Wirbelsäule, die in ihrer Größe zwischen der eines Tellers und der einer Tasse variierten. Muskel- und Hautproben wurden zur DNA- und Isotopenuntersuchung weitergeleitet.
Das Scannen des Kopfes erforderte einige Vorbereitungen. Nachdem der Kopf auf einer Holzpalette in einem begehbaren Tiefkühlschrank eingefroren worden war, dauerte es drei Tage, bis der Kopf hinreichend aufgetaut war, sodass vorbereitende Mitarbeiter den Kiefer öffnen konnten. Am vierten Tag konnte das kavernöse Maul des Tieres weit genug geöffnet werden um Metallstäbe durch die Rückseite des Halses zu schieben. Erst dann könnte der männliche Hai in Ketten gelegt mittels eines Deckenkrans am Ladedock des Museums hochgezogen werden.
3D-Scanningenieur Ben Tam von dem Scannbetrieb Qubic machte sich am noch immer tropfenden und nach Fisch stinkenden Hai an die Arbeit.
Herr Tam bewegte einen Scanner, der einem High-Tech-Bügeleisen ähnelte, und nahm die Farben und Formen des Kopfes detailgerecht in 3D auf, darunter auch die Kiemen und den Innenbereich des kavernösen Mauls.
Indem der Laserscan zwischen 10 und 15 Bilder pro Sekunde aufnahm, erstellte er Rohdaten von bis zu 15 Gigabytes.
Diese Rohdaten werden für den Ausdruck eines 3D-Repliks des Kopfes des Riesenhais verwendet, welcher später der Öffentlichkeit im Museum zugänglich gemacht werden soll.
Das Computermodell, welches von Wissenschaftlern so verändert werden wird, dass es aus allen Winkeln betrachtet werden kann, wird als Forschungsobjekt zukünftigen Studien dienen.
Den Finnen wurden Formen beigefügt, die eine spätere Reproduktion der Repliken mithilfe von feinem dentalen Gips ermöglichen.
Sie liegen jetzt in einem Behälter mit zehnprozentiger Formalinlösung und werden für die weitere Anwendung zu Forschungszwecken aufgehoben.
„Wir können ihre Morphologie mit derer von Fischen anderer Gebiete vergleichen. So können wir herausfinden, ob es sich bei dem Hai um eine eigene Spezies handelt, oder ob er mit einer anderen Art verwandt ist“, sagte Dr. Gomon. „Die internen Strukturen können zudem geröntgt oder CAT-gescannt werden, was sie äußerst wertvoll macht“.
Nachdem der Kopf mit einem Konservierungsmittel injiziert wurde, wird auch er in einem großen Behälter mit zehnprozentiger Formalinlösung aufbewahrt werden.
Die Riesenhaie sind nach den Walhaien die zweitgrößten und werden selten in australischen Gewässern gesichtet, da sie weit entfernt vom Kontinentalsockel leben.
Riesenhaie sind als global bedroht in der Roten Liste der IUCN eingetragen.