Bildhauerei trifft auf 3D-Scantechnologie
Der preisgekrönte Bildhauer Jamie Lester gestaltet unsere Vergangenheit und Zukunft mit – buchstäblich und im übertragenen Sinne. Er arbeitet seit über 20 Jahren und ist bekannt durch eine Reihe von Projekten, darunter die Brooklyn Wall of Remembrance im MCU Park und die Jerry West Statue vor dem WVU Coliseum.
Doch gerade aufgrund seiner Erfahrung erkennt Jamie an, wie wichtig es ist, kreative 3D-Visualisierungslösungen von heute zu nutzen. Seine Meinung ist: „Der 3D-Scanner ist ein flexibles Werkzeug, mit dem ich die Welt auf eine ganz neue Art und Weise betrachten kann. Er bringt neue Kreativität in die Arbeit ein, die ich seit langer Zeit auf immer gleiche Weise mache.“
Es brauchte jedoch ein wenig Zeit, bis Jamie das enorme Potenzial von 3D-Scanning erkannte und er sich über den Artec-Händler GoMeasure3D die 3D-Visualisierungscanner Artec Eva und Space Spider kaufte. Diese Anschaffung sollte sich für seine Bildhauerei vollends auszahlen.
Niemand wird bezweifeln, dass Bildhauerei in jeder Hinsicht eine physische Tätigkeit ist. Ergebnis der Arbeit ist eine dreidimensionale Struktur, die sich schließlich in einem gemeinsamen Raum mit den Betrachtern befinden wird. Die imposante Präsenz einer Statue beispielsweise evoziert eine einzigartige ästhetische Wirkung, welche mit zweidimensionaler Gegenständlichkeit nur durch Tricks der Perspektive und Fluchtpunkte nachgeahmt werden kann. Für Bildhauer ist die Bearbeitung und Formung etwa von Ton über längere Zeiträume immer wieder mit enormen Anstrengungen verbunden.
Für Bildhauer wie Jamie kann 3D-Technologie einige Dinge erleichtern. Wie sein Beispiel zeigt, ist der Übergang von Ton zu Bronze, vom Entwurf zur fertigen Installation mit 3D-Scan-Tools deutlich schneller zu bewerkstelligen.
Jamies Arbeit beginnt mit dem Sammeln von Bildern und Skizzieren von Entwürfen der Statue. Anschließend geht er bereits in die 3D-Ebene über, indem er eine "Maquette", eine kleine Tonfigur, modelliert. Dieser vorbereitende Schritt ermöglicht es Jamie, mögliche Mängel im Entwurf bereits in einer 3D-Umgebung zu erkennen und frühzeitig Lösungen zu finden. Die Maquette ist zudem besonders hilfreich für den Kunden, wenn er vorab sehen möchte, wie das endgültige Design aussehen wird.
Ist der Kunde mit dem Entwurf zufrieden, beginnt Jamie mit dem arbeitsintensivsten Teil des kreativen Prozesses - das eigenhändige Modellieren mit Ton im tatsächlichen Maßstab der Statue.
Ist der Kunde mit dem Entwurf zufrieden, beginnt Jamie mit dem arbeitsintensivsten Teil des kreativen Prozesses - das eigenhändige Modellieren mit Ton im tatsächlichen Maßstab der Statue. Um das Ausmaß dieser Verwandlung zu veranschaulichen, sei als konkretes Beispiel aus Jamies Werken eine Bronzestatue der NBA-Legende Jerry West genannt. Dieses Projekt entstand zunächst als eine fünfzehn Zoll große Maquette, die Jamie einem Prüfungsausschuss vorgelegt hatte. Zwanzig Wochen und 1000 Pfund Ton später wuchs die winzige Gestalt zu einer monumentalen Tonstatue heran, die es in ihrer endgültigen, bronzenen Form auf gute zwei Meter (abzüglich des etwa 91 cm hohen Postaments) bringt.
Bevor er Ton auftragen kann, muss Jamie eine sogenannte "Armatur" bauen. Diese Rahmenkonstruktion dient als "Skelett" für die Statue. Bei diesem Schritt ist es wichtig, vorher genaue Messungen durchzuführen, schließlich bildet die Armatur die gesamte Stützstruktur der Statue. Musste Jamie hier früher noch viel auf Schätzwerte zurückgreifen, sind jetzt mit Artec 3D-Scannern präzise Messungen möglich.
„Früher konstruierten wir den Stahlskelett-Rahmen lediglich auf Grundlage von Betrachtungen der Winkel und Maße. Dieses Hindurchwurschteln ist mittlerweile überflüssig, da wir nun einen Artec 3D-Scanner verwenden können, um die Maquette zu scannen und in ein digitales 3D-Modell zu verarbeiten. Wir erhalten so sämtliche Messwerte, die wir benötigen, um das vollständige physische 3D-Skelett zu erstellen. Dank der Technik können wir den Stahlrahmen schneller und mit besserer Genauigkeit bauen.“, erzählt der Künstler.
Auf die fertige Armatur kann Jamie dann den Ton aufzutragen und Schritt für Schritt sein Kunstwerk, das mit jedem Handgriff lebensechter wird, entwickeln.
Auf die fertige Armatur kann Jamie dann den Ton aufzutragen und Schritt für Schritt sein Kunstwerk, das mit jedem Handgriff lebensechter wird, entwickeln.
Sobald auch dies abgeschlossen ist, scannt Jamie ein Modell der fertigen Tonskulptur, um eine digitale 3D-Replik zu erstellen. Artec 3D-Scanner können problemlos Daten von komplexen Geometrien und feinen Texturen erfassen, was sie für Bildhauer zu ausgezeichneten Werkzeugen macht. Dank der hohen Präzision und Bildqualität der Scanner sind selbst Details wie Pinselstriche und Markierungen, die Jamie mit Werkzeugen oder seinen Fingern geformt hat, in den 3D-Bildern sämtlich sichtbar.
Jamie findet das ziemlich gut: „Meine Skulpturen sind fast zweieinhalb Meter hoch. Sowohl Artec Eva als auch Space Spider eignen sich hervorragend zum Scannen großer Objekte. Beide orientieren sich an der Geometrie, um Scans zusammenzufügen, anstatt Photogrammetrie zu verwenden. Ich mag Photogrammetrie-Aufkleber nicht besonders, weil ich sie regelmäßig kaufen müsste - was ziemlich teuer werden kann - und sie Teile der Oberfläche bedecken.“
Aber Jamie spart sich nicht nur die Aufkleber. Er spart auch Material und Zeit.
„Wenn ich früher Korrekturen an meinen Skulpturen erforderlich wurden, musste ich immer wieder von vorne beginnen, da ich Ton verwende. Seit dem Erwerb der Scanner kann ich meine Skulpturen nun digital in 3D scannen. Ich kann dann in ZBrush einfach Änderungen an meinem Kunstwerk vornehmen, bevor ich die endgültigen Dateien an die Gießerei sende.“
Mit 3D-Scanning können derartige Abfallprodukte vermieden werden.
Darüber hinaus konnte Jamie einen weiteren zeitaufwändigen und teuren Schritt im Bronzeguss - die Herstellung einer Gummiform - überflüssig machen. Bevor er mit Artec 3D-Scannern zu arbeiten begann, mussten für seine Tonskulpturen jeweils Gummiformen hergestellt werden. Bei diesem Prozess wurden harte Dichtstoffe verwendet, die den Ton zerstörten. Nachdem Jamie das Dichtungsmittel aufgetragen hatte, konnte er den Ton nicht mehr für andere Projekte verwenden.
Mit 3D-Scanning können derartige Abfallprodukte vermieden werden.
„Ich benutze Ton für das Formen in Handarbeit. Nachdem ich meine Skulpturen gescannt habe, kann ich den Ton nach Abschluss des Projektes wiederverwenden, da er nun er wird nicht durch die Gummidichtmasse zerstört wird.“
Führt man sich einmal sämtliche Arbeiten, die mit Artec 3D-Scannern ausgeführt werden sowie alle Ressourcen, die dank 3D-Scanning eingespart oder wiederverwendet werden können, vor Augen, werden die Vorteile der Technik ganz offensichtlich. Jamie hebt als Gründer von Vandalia Bronze die erstaunlichen Kostensenkungseffekte der Integration von Artec 3D-Lösungen hervor:
„Dank 3D-Scanning sparen wir pro Projekt etwa 2.000 US-Dollar an Arbeitskosten, da wir die Gussform nicht mehr selbst herstellen müssen. Es entstehen keine Versandkosten, und das spart uns Zeit. Für uns ist es billiger und bequemer, die Gießerei für alles zu bezahlen, anstatt es selbst zu tun.“
Als zusätzlichen Bonus genießt Jamie die Möglichkeit, ein Archiv seiner früheren Werke zu führen.
Als zusätzlichen Bonus genießt Jamie die Möglichkeit, ein Archiv seiner früheren Werke zu führen. „Meine Skulpturen trocknen irgendwann aus und bekommen risse. Früher hatte ich keinerlei Aufzeichnungen über die handgefertigten Skulpturen, in deren Schaffung ich jeweils unzählige Stunden gesteckt hatte. Heute kann ich meine Arbeiten dank der Artec 3D-Scanner elektronisch auf dem Computer archivieren.“
Natürlich war Bildhauerei in einer digitalen Umgebung auch zuvor für den Bildhauer nicht gerade ein Fremdwort. Jamie erinnert sich: „Lange Zeit berücksichtigte ich den digitalen Aspekt der Bildhauerei in erster Linie, indem ich ZBrush als Teil meiner kreativen Arbeit einsetzte. Aber erst, als ich mit 3D-Scanning in Kontakt kam, wurde ich motiviert und inspiriert, der Sache etwas intensiver nachzugehen.“
Und allem Anschein nach wird Jamie so bald auch nicht mehr damit aufzuhören. Er erklärt: „Wenn ich Fotos (2D-Bilder) benutze, um meine Denkmalentwürfe zu erklären, gibt das nicht richtig wieder, wie es am Ende aussehen wird. Meine Skulpturen sind dreidimensional. Es scheint daher nur logisch, Prüfungsausschüssen und meinen Kunden meine Idee in 3D zu zeigen, da sie so intuitiver und verständlicher wird.“
Der preisgekrönte Bildhauer Jamie Lester gestaltet unsere Vergangenheit und Zukunft mit – buchstäblich und im übertragenen Sinne.
Aktuell hat Jamie den Plan, 3D-Scanning zu verwenden, um umfassende Visualisierungen zu erstellen, die nicht nur die Statue selbst, sondern auch ihre Umgebung umfassen. Dies bedeutet, dass die Statue in ihrer endgültigen Form und Umgebung betrachtet werden kann, noch bevor sie hergestellt worden ist. Die Möglichkeit, die Interaktion zwischen Kunstobjekt und seinem Raum in drei Dimensionen zu planen, liefert einen besonderen Vorteil, der vorher nur wenigen zur Verfügung stand: den Vorteil des Vorausblickens in die Zukunft.