Eva 3D-scannt ihr erstes U-Boot
3D Scanning-Technologie wird genutzt, um das kleinste U-Boot in der Flotte des Dritten Reiches zu restaurieren und zu erhalten.
Wer kann schon sagen, wie viel kulturelles Erbe von Zeit, Mensch und Natur zerstört wurde? Zahllose Monumente und Artefakten sind für immer verloren, oder sie hinterließen lediglich Spuren in Manuskripten, Büchern, Fotos und den Erinnerungen derer, die sie noch selbst gesehen haben. Doch mit 3D-Scanning haben sich die Dinge geändert, und immer mehr Institutionen und Museen greifen auf die Technologie zurück, um wertvolle und empfindliche Hinterlassenschaften in 3D zu erhalten.
Artec 3D-Scanner werden vielfach genutzt, um Museumssammlungen und historische Fundorte zu digitalisieren – vom Scanning assyrischer Reliefs beim British Museum bis hin zur 3D-Erfassung von Knochenfossilien urzeitlicher Tiere und Hominiden in Kenia.
Jedoch beschränkt sich die Erhaltung von Kulturerbe nicht allein auf Antiquitäten und Fossilien. Auch Artefakten der jüngeren Geschichte müssen konserviert werden. Ein Beispiel für ein solches Artefakt ist das Mini-U-Boot Biber, das von Artecs niederländischem Partner Erwin Kanters, Geschäftsführer der 3D-Technologiefirma Miniyours, 3D-gescannt wurde.
Scanning des Rumpfs mit Artec Eva. Foto: Roland Blok, hting Maritiem Erfgoed K-Verband
Der Biber war das kleinste Ein-Mann-Unterseeboot der Kriegsmarine des Dritten Reiches. Es konnte mit an beiden Seiten des Rumpfs anzubringenden Minen und Torpedos bestückt werden und wurde eingesetzt, um im Zweiten Weltkrieg Schiffe vor den belgischen und niederländischen Küsten anzugreifen.
Das U-Boot wurde im Februar 1944 in weniger als sechs Wochen entwickelt und sollte dazu beitragen, die nahende Invasion der Westalliierten abzuwehren. Aus der Hast ergaben sich einige Konstruktionsmängel, was zur Folge hatte, dass sich die Piloten des Bibers praktisch auf Selbstmordkommandos begaben. Zwischen Januar und April 1945 wurden 109 Biber eingesetzt, und nur 32 überlebten.
Der mit Artec Eva gescannte Biber sank bereits, bevor er in Aktion treten konnte. Das U-Boot wurde vor einigen Jahren tief eingegraben im Schlamm eines Flusses in den Niederlanden entdeckt. Die niederländische Stiftung für maritimes Kulturerbe Stichting Maritiem Erfgoed K-Verband bat Erwin Kanters, das U-Boot zu scannen, damit seine Maße zwecks Restauration und Erhaltung erfasst werden konnten.
„Da das gesamte Metall alt und zerbeult war, war es relativ leicht zu scannen, weil wir genug Wegpunkte auf der Metalloberfläche vorfanden.“, sagt Erwin.
Scanning des Rumpfs mit Artec Eva. Foto: Roland Blok, hting Maritiem Erfgoed K-Verband
Angeschlossen an einen Batteriesatz, der stabiles Scanning auch an Orten ohne Elektrizität ermöglicht, scannte Eva den Rumpf, die Schraube und die Torpedos. Obwohl es sich beim Biber um ein Mini-U-Boot handelt, war es für den Scanner ein relativ großes Objekt. Angesichts all der Rippungen und Spalten, die erfasst werden mussten, dauerte das Scanning einen ganzen Tag und erzeugte zehn Dateien mit Rohdaten von je 3GB Größe.
Scanning der Schraube mit Artec Eva. Foto: Roland Blok, Stichting Maritiem Erfgoed K-Verband
„Ich fand es hilfreich, mehrere Dateien anzulegen und das U-Boot in Abschnitten zu scannen, um maximale Genauigkeit zu erreichen, zumal jeder Abschnitt relativ viele Scans erforderte,“, sagt Erwin. „Artec Studio finde ich sehr schnell und leicht zu nutzen. Obwohl ich die Nachbearbeitung lieber manuell vornehme – die automatische Nachbearbeitung ist schlichtweg umwerfend! Die Algorithmen von Artec Studio helfen sehr bei der Bearbeitung. Besonders gefällt mir die gebundene Ausrichtung mit Schlaufenschließung.“
Rumpfteil in Artec Studio 10.
Die Schraube in Artec Studio 10.
Erwin bearbeitete die Schraube und Teile des Rumpfs, der größere Teil der Bearbeitung wurde von Mitarbeitern der Stiftung vorgenommen. Sie sind jetzt dabei den Biber zu rekonstruieren, um ihn in Zukunft auszustellen, was aber angesichts der starken Beschädigung noch einige Zeit dauern wird.