Einer limitierten Auflage der Harley-Davidson aus dem Jahr 1919 wird in den Niederlanden neues Leben eingehaucht
Das Besondere an diesem Projekt war nicht die Komplexität oder der Umfang an Fachwissen, das dafür erforderlich war. Im Gegenteil, hier wurde eine unkomplizierte Antwort auf eine Frage gefunden, die einem Mann jahrzehntelang durch den Kopf gegangen war: wie er sein Oldtimer-Motorrad startklar machen und damit wieder auf die Straße bringen könnte.
Die Aufgabe landete eines Tages auf dem Tisch von Carl van de Rijzen von Visual First in den Niederlanden, der seit über zwei Jahren Partner von Edwin Rappard von Artec Ambassador 4C Creative CAD CAM Consultants ist. Die beiden leben an entgegengesetzten Enden des Landes und waren sich noch nie persönlich begegnet. „Ich schicke etwas an Edwin, er scannt es ein und schickt es zurück“, sagt van de Rijzen. Dasselbe geschah in diesem Fall.
„Ein Teil dieser Harley Davidson von 1919 war kaputt und der Mann, dem sie gehörte, hatte etwa 50 Jahre lang an der Maschine gearbeitet“, erklärt er. Hinsichtlich des fortgeschrittenen Alters des Motorrads stellten sich zwei Probleme: Das benötigte Ersatzteil ist nicht mehr im Umlauf, und sollte es dennoch bei Händlern verfügbar gewesen sein, wurde es zu einem überhöhten Preis angeboten und ohne jedwede Garantie, dass es überhaupt funktionieren oder passen würde. Ein essenzielles Teil war also nicht mehr zu bekommen, das für das Anlassen des Motors und damit die Funktionalität der Maschine unerlässlich ist.
„Der Kunde suchte in der ganzen Welt nach dem Ersatzteil“, sagt van de Rijzen, „und kam dann zu mir.“
Die Verteilerkappe des Motorrads ist unerlässlich, damit die Zündung anspringt und der Motor läuft.
Zwar beschäftigt sich van de Rijzens Firma normalerweise mit Reverse Engineering, jedoch konnte dank der guten Kontakte zu 4C schnell hilfreicher Rat eingeholt werden. Die gebrochene Verteilerkappe wurde schließlich vom südlichen Bergen op Zoom nach Nordost-Emmen geschickt, wo 4C seinen Sitz hat.
Trotz der geringen Größe dieses Altteils war es doch voller Details. Daher kam Artec Space Spider zum Einsatz, der absolute Favorit von Rappard, wie er selbst betont.
Space Spider ist die ideale Wahl für das 3D-Scannen komplexerer Abschnitte, größerer Teile, oder kleiner Objekte mit vielen komplizierten Details. Dank der Erfassung von Daten mit hoher Auflösung und der Submillimeter-Genauigkeit eignet sich der 3D-Scanner perfekt für den Einsatz in der Industrie und im Automobilbau. Space Spider liefert präzise Daten für alle Arten von Formteilen und Maschinen sowie für Schiffs- und Automobilteile.
Ein Vergleich der zerbrochenen Kappe und des neu gedruckten Teils
„Er hat es gescannt und das Problem damit ganz einfach behoben, das war alles”, erinnert sich van de Rijzen. „Er schickte es zurück und wir hatten ein 100 Jahre altes motorisiertes und funktionstüchtiges Motorrad.“
Auch wenn die schwarze Oberfläche des Teils anfangs schwierig zu scannen gewesen sein mochte, so lief es am Ende doch ganz unkompliziert. „Das Material war dunkel, aber es war nicht glänzend, sodass sich dessen Scanvorgang ziemlich einfach gestaltete”, sagt Rappard.
Zwar war das kaputte Teil unvollständig, doch konnte es mit Hilfe der Software Artec Studio leicht repariert werden, unter anderem mit der Spiegelfunktion, die Teile exakt so wiederherstellt, wie sie ursprünglich waren, nur eben gespiegelt. „Das Teil war symmetrisch, also verwendete ich eine Kopie des Scans und spiegelte sie, um sie in den fehlenden Raum einzufügen“, erklärt van de Rijzen. „Dies ebnete den Weg zum Endergebnis: einem brandneuen Teil!“
Die neu gedruckte und nun funktionsfähige Verteilerkappe der Harley
Anschließend wurden die verarbeiteten Daten in 3D ausgedruckt, bevor das Teil dem überaus begeisterten Besitzer der mittlerweile fahrbereiteten Harley präsentiert wurde. „Es ist erstaunlich, was heutzutage mit moderner Technologie alles möglich ist”, sagt der stolze Motorradbesitzer. „Es ist wie Magie!“
Obwohl er nun regelmäßig seine wöchentliche Ausflugsfahrt genießt, möchte der Besitzer das Motorrad nicht zu sehr beanspruchen und dauerhaft in dem ausgezeichneten Zustand halten, in dem es sich jetzt befindet. Nachdem er das Oldtimer-Motorrad ausgiebig ausprobiert hat, plant er nun, es der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen und ihm ein zukünftiges Zuhause in einem niederländischen Museum zu geben.
„Dies ist ein hervorragendes Beispiel dafür, in welchen Bereichen und welchem Umfang das 3D-Scannen der Schlüssel sein kann”, sagt Rappard. „Wenn nirgendwo neues Material verfügbar ist, muss man die fehlerhaften alten Teile zum Scannen und zur Herstellung neuer Teile verwenden.“
Damit wurde ein jahrzehntealtes Problem gelöst – und für alle Beteiligten eine zufriedenstellende Antwort auf eine große Herausforderung gefunden.
„Nutzen Sie neue Technologien, um alte Technik zu neuem Glanz zu verhelfen! Die Arbeit an einer so alten Maschine ist ein Privileg, und die 3D-Scanner von Artec dafür zu verwenden, ist ein noch größeres Vergnügen”, sagte Rappard. „Könnte es überhaupt besser kommen?“