Erkundung der Westküste des Turkanasees
Unser Ausflug nach Nairobi wurde durch einen plötzlichen, in diesem Teil der Welt seltenen Platzregen verzögert. Unser Cessna Flugzeug mit vier Sitzen ist für derartiges Wetter nicht bestimmt und es wäre zu gefährlich gewesen zu fliegen, also verloren wir Zeit – aber das Gute daran war, dass wir den Direktor der TBI-Zentrale Lawrence Martin und einige seiner Kollegen trafen, die mit einem 10-Personen Propellerflugzeug angekommen waren und Nahrungsmittel und anderen Nachschub zum Lager brachten.
Beim Abendessen zeigten wir den Archäologen unsere Aufnahmen und es war eine reine Freude, ihre Reaktionen zu beobachten: Einer von ihnen sagte: „Super, also muss ich jetzt nicht mehr zwischen verschiedenen Ausgrabungsstätten in verschiedenen Ländern hin- und herreisen! Ich kann einfach einen Scann machen und auf meinem Computer hochladen. Das spart so viel Zeit! Das ist unglaublich und man kann jede Ritze sehen!“
Nach dem Abendessen flogen wir mit dem 10-Sitzer zur anderen Küste im Westen des Turkanasees und landeten in Turkwel, wo das TBI eine weitere Zweigstelle hat.
Überquerung des Turkanasees.
Sobald das Flugzeug den See überquert hatte, bemerkten wir einen erstaunlichen Unterschied zwischen der Flora des einen und des anderen Ufers: Im westlichen Teil der Wüste gab es mehr Bäume und weniger Dornenbüsche. Die dortigen Häuser sahen aus der Luft betrachtet besser aus als in Illeret, wo sie zumeist aus weggeworfenen Materialien hergestellt werden. Hier waren sie aus Zweigen und Ästen gebaut und von ordentlichen Zäunen umgeben.
Ein Haus in Turkwel.
Als wir landeten sah Francisco eine Fata Morgana in der Wüste – er war sich sicher, in der Ferne einen großen See zu sehen. (Es dauerte eine Weile, ihn davon zu überzeugen, dass dort kein See war…)
Nach unserer Landung fuhren wir mit zwei Autos, die am Flughafen für uns bereit gestellt worden waren, durch das Dorf. Den Menschen, die wir vom Auto aus sahen, schien es viel besser zu gehen als den Einheimischen in Illeret.
Lawrence erklärte, dass es dort mehr Vegetation zum Grasen der Rinder gebe und die Nähe eines Flusses und des Sees den Einheimischen mehr Wasser zur Verfügung stelle. Die Leute dort haben sogar einige Handelsbeziehungen mit Nairobi geschaffen und handeln mit Holzkohle.
Das Turkwel-Lager ist größer und besser ausgestattet als das in Illeret und die Sicht vom Esszimmer über den Fluss ist atemberaubend, allerdings gibt es in dieser Region weniger Fossilien. Trotzdem plant das TBI, Studenten und Archäologen aus aller Welt in dieses Lager einzuladen.
Die TBI-Zentrale in Turkwel.
Das akribische Säubern von fossilen Knochen und ihr Loslösen vom Felsen kann manchmal mehrere Monate dauern.
Früh am nächsten Morgen flogen wir nach Nairobi und mussten unsere Pläne ein weiteres Mal aufgrund der Wetterverhältnisse ändern: Wegen des starken Regens mussten wir auf Nairobis internationalem Flughafen landen, nicht auf dem privaten Flughafen, den wir eigentlich anfliegen wollten. Einige Stunden später flog ich von dort aus zurück nach Moskau und Francisco begab sich zurück nach Lima…